Das Lernen zu lernen ist gar nicht so einfach

In der Schule Lernen Kinder eine ganze Menge, leider bringt ihnen aber dort irgendwie keiner so richtig bei, wie man eigentlich lernt. Dass es unterschiedliche Lernmethoden gibt, die alle zum gleichen Ziel führen und dass das Lernen auch erstmal gelernt werden muss, scheint nebensächlich zu sein. Dabei ist das doch eigentlich das Wichtigste in den ersten Schuljahren.

Je mehr Interesse ein Kind am Unterrichtsthema hat, desto eher nimmt es den Stoff auch auf. Auch die Sympathie und das Vertrauen in den Lehrer spielt hierbei eine Rolle und wie dieser seinen Unterricht gestaltet.

Warum hat mein Kind keine Lust zu lernen?

Leider ist für die meisten Kinder nicht jedes Schulfach spannend und für einige nach kürzester Zeit sogar keines mehr so richtig. Vermutlich liegt es daran, dass das Lernen erstmalig mit einer Pflicht im Leben des Kindes verbunden ist, welche eben Freizeit raubt. Statt zu spielen und unbeschwert Spaß zu haben soll es nun plötzlich Lernen und Hausaufgaben machen. Spätestens ab der 3. Klasse werden Tests und Klassenarbeiten geschrieben und die Hausaufgaben, sowie der Druck nehmen zu.

Kein Wunder also, dass das Lernen nach der anfänglichen Begeisterung schnell nicht mehr zu den Lieblingsbeschäftigungen der meisten Kinder gehört, denn gegen Freizeitspaß kommt diese Beschäftigung natürlich schwer an.

Was also tun, wenn sich das Kind wirklich schwertut, den zu erlernenden Stoff in den Kopf zu bekommen? Diese Frage stellte ich mir spätestens ab dem dritten Schuljahr meiner Tochter sehr regelmäßig. Verzweifelt sprach ich mit anderen Eltern darüber und bekam tatsächlich von jedem völlig verschiedene Ansichten und Berichte der eigenen Erfahrungen.

Andere Familien, andere Sitten

Eines dieser Kinder befragter Eltern verschlang Bücher wie verrückt und so lange die Eltern ein einigermaßen spannendes Buch zu jedem Thema fanden, war alles in Ordnung. Leider liest meine Tochter (auch heute noch) eher ungern, das kam für uns also nicht in Frage.

Andere Eltern wiederholten mit ihrem Kind jeden Nachmittag oder Abend die Unterrichtsinhalte des Tages noch einmal zu Hause. Das ist sicherlich effektiv, denn so behalten Eltern dauerhaft einen Überblick über den Stand der Dinge und können noch einmal nachhelfen und erklären. Das Kind wiederholt alles nach der Schule noch einmal und lernt es sicherlich gut auf diese Weise. Leider fehlt vielen Vollzeit-Beschäftigten hierfür die Zeit, uns eingeschlossen. Ab einer bestimmten Uhrzeit sind die Kinder abends dann auch nicht mehr besonders aufnahmefähig.

Mir wurde also klar, dass wir irgendwie unseren eigenen Weg finden müssen. Meine Tochter zu motivieren und ihr zu helfen, leichter zu Lernen und vielleicht sogar hin und wieder Spaß daran zu haben, war wohl eine der anstrengendsten Aufgaben in den letzten 12 Jahren der Kindererziehung.

Lernmethoden für Grundschüler

Wir standen also irgendwann vor immer mehr Themen wie das kleine Einmaleins, englische Vokabeln, deutsche Rechtschreibung, gefolgt von Sachkunde und dem Mittelalter und so weiter. Themen, die spätestens vor der Klassenarbeit sitzen müssen. Aber wie, wenn das Kind gar keine Lust hat und ihm sogar die Noten relativ egal sind? Meine Tochter hat sich über eine 1 genauso wenig gefreut, wie sie sich über eine 3 oder 4 geärgert hat, völlig emotionslos in Bezug auf die Noten. Am Wochenende mussten wir uns dann also doch immer öfter einiges zusammen ansehen, damit sie den Anschluss nicht verliert. Es war für uns beide immer wieder eine Qual.

Ein Ortswechsel zum Lernen kann hilfreich sein

Nun war kreativ werden angesagt! Ich probierte verschiedene Orte fürs Lernen aus. Zuerst legten wir uns zu Hause auf den Fußboden, statt am Schreibtisch zu sitzen und diese kleine Veränderung bewirkte auch bei ihr schon eine kleine Veränderung.

Dann schnappten wir uns mal die Schulsachen und gingen in ein Café. Im Winter eben mit einer heißen Schokolade und einem Stück Kuchen irgendwo drinnen und im Sommer in einem Biergarten mit Eis und Saftschorle. Auch auf einer Wiese im Halbschatten hat das Lernen mehr Spaß gemacht als zu Hause am Tisch. Das gab beiden schon ein viel entspannteres Umfeld und fühlte sich weniger bedrückend an. Spaß hat der Lernteil ihr trotzdem nicht gemacht, aber es war etwas weniger qualvoll auf diese Art zu lernen und das Drumherum war spaßig.

Längere Wege in Bus oder Bahn nutzen wir ebenfalls zum Lernen, denn diese sind sowieso nicht spannend, also hatte meine Tochter hier nicht das Gefühl etwas Besseres zu verpassen. Das hat auch relativ gut funktioniert. Oder Wartezeiten beim Arzt oder anderswo konnten wir auch gut nutzen, da diese ja sowieso „Zeitverschwendung“ waren.

Medien können wirklich beim Lernen helfen

Das Einmaleins zu lernen schien in unserem Haushalt eine unüberwindbare Aufgabe. Immer wieder konnte meinte Tochter es nach vielem Üben schon ganz gut und nach ein paar Wochen war einfach alles wieder weg. Wir fingen also immer wieder von vorne an. Irgendwann machte ich mich auf die Suche nach anderen Medien. Zuerst kaufte ich eine CD mit Einmaleins-Liedern „Das kleine Ein-mal-Eins singend lernen„. Diese wurde in der ganzen Klasse sehr beliebt und es schien einigen Kindern wirklich zu helfen. Meinem leider nicht.

Dann suchte ich nach einer Einmaleins App und stellte fest, dass es davon eine ganze Menge gibt, aber auch, dass viele nicht besonders ansprechend waren. Manche kostenpflichtig, andere komplett kostenlos. Ich lud also alle möglichen Apps herunter, probierte sie kurz selbst aus und schlug ihr am Ende drei 1×1 Apps vor, die mir ganz gut erschienen.

Es war nicht so, dass sie unglaublichen Spaß an diesen Apps hatte, aber es war um einiges besser als mit einem Zettel zu lernen und abgefragt zu werden. Ein schöner Nebeneffekt für mich war, dass sie damit alleine lernen konnte und praktisch von der App abgefragt wurde.

Auch die deutschen Bundesländer hat sie später durch die „Bundesländer in Deutschland“ App gelernt. Englische Vokabeln ebenfalls über eine App und wäre ich früher auf diesen Trichter gekommen, dann hätte sie sicherlich noch weitere Themen über kindgerechte Apps lernen können.

Lernmethoden - Medien verwenden

Dokumentationen können auch hilfreich sein

Mit dem Sachkunde Unterricht kamen auch die ersten Referate. Leider war es bei uns auch in diesem Fall so, dass den Kindern jeweils ein Thema zugewiesen wurde und sie dann zu Hause das Referat vorbereiten sollten, ohne die geringste Ahnung, wie man so etwas überhaupt angeht.

Die ersten Themen aus den Bereichen Geschichte, Biologie und Erdkunde müssen also erarbeitet werden. Nun kann man natürlich Wikipedia ausdrucken und dem Kind einen Textmarker in die Hand drücken, aber ist wohl für die meisten Dritt- oder Viertklässler einfach zu viel verlangt. Also suchte ich auf YouTube und in der ZDF Mediathek etc. nach passenden und kindgerechten Dokus und wurde auch fast immer fündig.

Auf diese Art konnte sie sich visuell und auditiv mit den Themen befassen und fand die meisten sogar wirklich recht spannend. Warum also nicht, dachte ich. Lernen soll ja keine Qual sein und idealerweise landet das Gelernte auch im Langzeitgedächtnis. Das scheint nur, oder zumindest am besten zu funktionieren, wenn es auch halbwegs das Interesse des Kindes weckt und oder interaktiv gestaltet ist.

Das Thema zu verstehen, ist ja schon die halbe Miete bei einem Referat. Dann muss noch ausgewählt werden, welche Themen besonders interessant und relevant sind, was auf dem Plakat visuell dargestellt werden soll und was mündlich vorgetragen wird. Ich war immer wieder entsetzt, dass es am Anfang wirklich sehr elternabhängig war, ob das Kind ein gutes oder ein schlechtes Referat vorbereitet hatte. Wo ist da die Chancengleichheit? Aber das ist ein anderes Thema.

Ende gut, alles gut

Nun hat meine Tochter die Grundschule erfolgreich so gut wie abgeschlossen. Die Gymnasialbewerbung ist eingereicht und es heißt abwarten. Wir hatten uns bereits im Winter der 5. Klasse Gymnasien angesehen, da ich nicht wusste, ob ich es zum Halbjahr der 6. Klasse berufsmäßig einrichten kann, all diese Tag-der-Offenen-Tür-Termine wahrzunehmen, was sich als weise herausstellte. In einer Großstadt hat man auch wirklich viele Optionen und möchte natürlich die beste Entscheidung treffen.

Das Beste an unseren vorzeitigen Schulbesuchen war, dass meine Tochter sich gleich auf ein Gymnasium fixiert hatte, welches sie unbedingt besuchen möchte. Dieses ist ein sehr beliebtes Gymnasium und um eine Chance auf einen Platz zu haben, benötigt man ein sehr gutes 5. Klasse Abschluss- und 6. Klasse Halbjahreszeugnis. Das hatte zur Folge, dass plötzlich Motivation mit im Spiel war! Eine ganz neue Eigenschaft bei diesem Kind. Sie hatte ein Ziel und wollte es unbedingt auch erreichen. Alles andere oben Beschriebene war wirklich hilfreich auf dem steinigen Weg, aber die neu entdeckte Motivation und das Ziel vor Augen, war das letzte noch fehlende und scheinbar wichtigste Puzzleteil auf dem Weg zum effizienten Lernen.

Die Grundschule ist abgehakt und es bleibt spannend, wie es nun auf der Oberschule weitergeht. Ich wünsche allen Eltern von Grundschulkindern viel Kraft bei der Unterstützung der Kinder und auf der Suche nach den richtigen Lernhilfen und Methoden für eure Kinder. Nicht aufgeben, nach und nach wird es einfacher.

Kategorien: Lernmethoden

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